Zuletzt aktualisiert: Juli 2025
Mit dem Camper auf’s Wasser?!? Klingt erstmal komisch, macht aber riesigen Spaß und ist definitiv mal was anderes. Genau das haben wir ausprobiert: mit einer schwimmenden Plattform mit Motor, auf die man mit dem Camper einfach auffährt. So wird das Wohnmobil (oder der Wohnwagen) zum Boot.
Wo? In der wunderschönen Havel- und Seenlandschaft Brandenburgs, die auch als Land der 1.000 Seen bekannt ist.
Hier, nördlich von Berlin, warten unzählige Wasserwege, kleine Seen und gemütliche Häfen darauf, erkundet zu werden. Wir nehmen dich mit auf unsere einwöchige Route: voller Natur, Abenteuer und einzigartiger Erlebnisse.
Camping auf dem Wasser
Die Plattformen, die deinen Camper oder Wohnwagen zum schwimmenden Zuhause machen, kann man in Mildenberg bei Freecamper mieten. Es gibt sie in verschiedenen Längen und ausgelegt für verschiedene „Gewichtsklassen“. Sicher ist auch das passende für dein Wohnmobil dabei.
Einen Bootsführerschein brauchst du übrigens nicht, auch wenn die meisten der motorisierten Flöße mehr als 15 PS haben. Du bekommst dann nachdem du etwas Theorie gebüffelt und eine Einweisungsfahrt gemacht hast einen sogenannten Charterschein.
Unsere Route auf der Havel – 6 Nächte Camping auf dem Wasser
Auf der Karte siehst du unsere Route im Überblick. Ich war mit zwei Kindern (13 und 12) unterwegs – meinetwegen hätte die Tour noch ruhiger sein können, aber die Kids wollten mehr Action und möglichst jeden Tag übers Wasser „düsen“.
Start in Mildenberg
Wir sind bereits am Donnerstag angereist und haben mit unserem Campervan auf dem Campingplatz „Marina Alter Hafen“ im Ziegeleipark in Mildenberg übernachtet. So können wir am Freitag ganz pünktlich alle notwendigen Formulare ausfüllen, den kurzen Theorie-Test für die Charterbescheinigung erledigen und unseren VW-Bus auf den Freecamper fahren. Dort wird er ordentlich gesichert und dann geht es auch schon auf die Einweisungsfahrt, um den Freecamper so richtig kennenzulernen. Tja, und schließlich tuckern wir dann los – ein ganz neues Fahrgefühl, denn plötzlich ist der Camper nicht mehr auf der Straße, sondern mitten auf dem Wasser.


Erste Station: Burgwall
Unser erster Halt führt uns ins nur wenige Fahrtminuten entfernte Burgwall. Zum Glück ist am Anleger noch ein riesiges Stück frei, so dass wir hier ganz entspannt festmachen können. Da wir den Tipp bekommen haben, dass es am „Alter Tonstich MaLa See“ eine schöne Badestelle gibt und man dort sogar wunderbar Schnorcheln kann, machen wir uns nach einer kurzen Verschnaufpause gleich zu Fuß auf den Weg zum See. Der perfekte Start, um in Ruhe anzukommen, zu schwimmen und die Natur zu genießen.
Am Abend kommt dann eine nette Dame bei allen Booten vorbei und sammelt die Liegegebühr (1,50EUR pro Meter) ein (nur bar). Außerdem kann man Brötchen für den nächsten Morgen vorbestellen.



Die erste Schleuse
Nachdem die frischen Brötchen aufgefuttert sind, heißt es „Leinen los!“ und es geht weiter Richtung Templin. Auf dem Weg liegt ein echtes Highlight: unsere erste Schleuse.
Bevor wir einfahren können, müssen wir erst einmal vor der Schleuse festmachen und warten bis sie bereit ist. Nagut, das vorher Anlegen und Festmachen ist wegen ungünstigem Wind und schlechtem Anfahrtswinkel (,weil ich einfach erst einmal nicht gecheckt habe, wo ich festmachen kann) nicht sooo einfach. Aber dank intensivem Einsatz der Querstrahlruder vorn und hinten geht es dann doch. Leider leuchtet das Lämpchen, das den Stand der Ladung der Starterbatterie anzeigt danach beunruhigend rot. (Die Querstrahlruder laufen über die Elektrik) Also aufatmen als wir vor der Schleuse festgemacht haben.
Theoretisch wissen wir auch schon ganz gut, wie das Ganze dann mit der Schleuse funktioniert: Leinen vorbereiten, langsam einfahren, anlegen, warten, bis das Wasser langsam steigt, Leinen entsprechend führen. In der Praxis ist es dann aber doch etwas aufregender. Los geht’s mit der Einfahrt. Wieder ungünstiger Winkel und ungünstiger Wind. Also dengelt das Hinterteil erst einmal gegen einen der dicken (aber gut gepolsterten) Poller und warum verflixt ist die Schleuseneinfahrt so verdammt schmal!? Links und rechts sind beim Einfahren gefühlt nur 50cm Platz. (In Wirklichkeit ist es eher ein Meter auf jeder Seite – Aber so richtig viel ist das ja auch nicht).
Dann sind wir drin und nähern uns langsam dem Bereich in dem wir festmachen wollen bzw. nicht festmachen, denn in der Schleuse bleiben die Leinen beweglich. Das Aufstoppen und die Leinen entsprechend positionieren, geht dann ganz leicht. Mit uns fährt noch ein weiteres, kleines Boot ein. Als wir alle bereit sind, ziehen wir am grünen Hebel, denn wie alle Schleusen, die wir nutzen werden, ist auch diese eine Selbstbedienungsschleuse. Das leichte Schaukeln, das Beobachten, wie sich das Wasser langsam hebt, die Spannung, ob man wirklich alles richtig macht – wir sind komplett im Abenteuer-Modus und die Kids machen ihre Sache wirklich ganz ausgezeichnet. Der Wasserstand steigt also allmählich und bald können wir auf der anderen Seite der Schleuse wieder ausfahren.



Nächster Stopp: Templin (2 Nächte)
Nach dem kleinen Nervenkitzel geht es gemütlich weiter durch die ruhigen Wasserwege, vorbei an dichten Schilfgürteln, Seerosen und hin und wieder neugierigen Enten. Die Fahrt an diesem Tag ist ein echtes Naturkino: absolute Stille, glitzerndes Wasser und überall grün.
In Templin angekommen, hängen wir das Boot sofort an den Strom, damit die Batterie für die nächsten Manöver wieder voll geladen ist. Hier verbringen wir dann gleich zwei Nächte, um die Stadt und die Umgebung in Ruhe zu entdecken. Die Hafengebühr wird hier ganz bequem mit Karte gezahlt.
Aktivitäten in Templin:
- Kart fahren: Action pur auf der Kartbahn Templin.
- SUPen: Stand-up-Paddling direkt vom Boot aus. (Ein SUP haben die Kids von netten Liegeplatznachbarn bekommen)
- Tretboot fahren: Perfekt für Badestops auf dem wunderschönen See. (Ein Tretboot mit Rutsche kann man direkt im Hafen mieten)
Außerdem füllen wir hier die Vorräte noch einmal auf (2 Teenies essen mehr als ich vermutet hatte ^^) Zum Supermarkt ist es nur ein relativ kurzer Fußmarsch.



4. & 5. Nacht: Bredereiche
Von Templin aus führt uns die Route nach Bredereiche. Der Weg von Templin ist allerdings sehr lang und wir haben ihn definitiv unterschätzt. Auf dem Weg liegen sechs Schleusen (Danach ist man auf jeden Fall geübt!) und wir haben insgesamt über 9 Stunden gebraucht. Nachdem wir in Bredereiche festgemacht haben, möchte ich deswegen gern ins „Bootshaus“, ein Gasthof direkt am Wasser. Als wir dort ankommen (kurz nach 19:30 Uhr) wird uns leider mitgeteilt, dass die Küche bereits geschlossen ist und es nichts mehr zu essen gibt. Also zurück zum Boot bzw. Camper und schnell eine Portion Nudeln für die hungrigen Mäuler kochen.
Wenig später gibt es eine riesige Überraschung: Ein Liegeplatznachbar, den wir auch schon von einer Schleuse kennen und der zuvor im Gasthaus saß, kommt zu unserem Steg. In der Hand hält er einen Teller mit einer riesigen Portion Kuchen für uns. Einfach so. Was für ein Freude!
Direkt neben dem Anleger gibt es einen schönen Badebereich – ideal, um spontan ins Wasser zu springen und die Abende entspannt ausklingen zu lassen.
Ein Hinweis: Das Gasthaus hat keine Kartenzahlung, also unbedingt Bargeld mitnehmen.

Auf zum Stolpsee
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg Richtung Stolpsee. Zunächst geht es ein Stück über die Havel. So ein Grundstück am Wasser ist auch was feines. Kleine Stege mit Liegestühlen, hübsche Gärten, Boote, die vor sich hin dümpeln. Kann man haben!
Auf dem Stolpsee angekommen, suchen wir uns eine windgeschützte Ecke, um den Anker zu werfen. Ein perfektes Manöver! Der Anker trägt, ich gönne mir einen Kaffee und die Kids hüpfen begeistert in den See.
Danach geht es wieder zurück nach Bredereiche, wo wir noch eine zweite Nacht verbringen und diesmal schaffen wir es sogar pünktlich ins Gasthaus. Dazu noch ein Hinweis: Es gibt dort keine Kartenzahlung, also unbedingt genug Bargeld mitnehmen.


Rückweg: Burgwall & Mildenberg
Am Mittwoch geht es dann von Bredereiche zurück nach Burgwall. Mittlerweile sind wir echte Schleusenexperten und doch hält die Havel noch eine Überraschung für uns bereit: Auf unserem Weg erfahren wir von anderen Bootsfahrern, dass eine der Schleusen für einige Stunden gesperrt ist. Zum Glück sind wir aber spät aufgestanden und losgefahren, so dass wir nicht einmal eine Stunde warten müssen bis die Schleuse wieder freigegeben ist. Die Moral von der Geschicht: Früh aufstehen lohnt sich nicht. 😆 Wir kommen also trotz dieser Verzögerung fast zur geplanten Zeit in Burgwall an, wo wir uns im Gasthof „Burgwaller Grube“ die Bäuche Vollschlagen und schließlich unsere letzte Nacht an Bord verbringen.
Am nächsten Morgen geht es dann direkt in den Heimathafen in Mildenberg. Im Hafen angekommen, steuern wir zuerst die Versorgungspier an. Hier tanken wir einmal auf, entsorgen das Schmutzwasser und machen alles bereit für die Rückgabe. Danach verabschieden wir uns von unserem Freecamper, geben ihn – natürlich wohlbehalten – zurück und fahren mit unserem Camper langsam von der Plattform herunter – zurück auf festen Boden. Schade, dass dieses Abenteuer schon wieder vorbei ist.

Übernachten in der Region – Alternativen zum Freecamper
Falls du lieber an Land übernachtest oder deinen Bootsurlaub mit dem Camper noch etwas verlängern möchtest, lohnt es sich, die Region auch „vom Land aus“ zu entdecken. Rund um die Havel und die vielen Seen in Brandenburg gibt es zahlreiche schöne Unterkünfte — von gemütlichen Campingplätzen direkt am Wasser über charmante Pensionen bis hin zu kleinen Gasthöfen mit regionaler Küche.
Gerade nach ein paar Tagen auf dem Wasser kann es richtig schön sein, noch ein paar Nächte an Land dranzuhängen: Vielleicht möchtest du noch durch eine Altstadt bummeln, in einem Biergarten den Abend ausklingen lassen oder einfach ein festes Bett genießen.
Hier ein paar Tipps:
- Ziegeleipark Mildenberg: Campingplatz „Marina Alter Hafen“ direkt am Wasser, perfekt für Wohnmobile und Zelte.
- Hausboote in und um Templin: ein schwimmendes Zuhause für das du keinen eigenen Camper benötigst – z.B. die schnieken LuxBoote, die direkt im Stadthafen Templin liegen.
- Ferienhäuser, -wohnungen und Pensionen in der Umgebung
Fazit: Bootsurlaub mit Camper – absolut empfehlenswert!
Der Freecamper bietet eine einmalige Möglichkeit, Brandenburgs Seen- und Flusslandschaft zu entdecken – mit dem eigenen Camper als schwimmendem Zuhause.
Wenn du Fragen zum Freecamper hast oder Tipps brauchst, schreib mir gern einen Kommentar.
