Zuletzt aktualisiert: Februar 2024
Während unserem Wochenende in Brüssel wurden wir in der Nacht von Freitag auf Samstag gegen 3 Uhr von der belgischen Polizei geweckt. Auf Grund dieser Erfahrung habe ich mich nun noch einmal genauer mit der rechtlichen Lage zum Freistehen, Wildcampen und Übernachten im Auto in Belgien auseinandergesetzt.
Am Ende von diesem Beitrag gib es auch noch einen Tipp für einen Campingplatz bei Brüssel – nur zur Sicherheit 😉
Unsere Begegnung mit der belgischen Polizei
Was war da nun eigentlich los?
Der perfekte Schlafplatz
Wir hatten am Freitag gegen 18 Uhr einen schönen Parkplatz im Grünen etwas südlich von Brüssel gefunden. Der Parkplatz ist ca. 150m von der Straße entfernt, liegt wirklich ruhig und im Grünen. Als wir ankamen, waren noch ein paar wenige andere Besucher vor Ort – alles Jogger bzw. Spaziergänger mit Hund. Direkt am Parkplatz befindet sich ein ausgeschilderter Wanderweg und einige Meter entfernt haben wir sogar einen kleinen Picknick-Platz entdeckt, den wir für ein gemütliches Abendessen genutzt haben. Also der perfekte Schlafplatz – eigentlich!
Abends haben wir es uns dann auf der ausgeklappten Rücksitzbank gemütlich gemacht. Das Dach blieb selbstverständlich unten. Auch draußen hatten wir natürlich nichts rumstehen, denn beim frei stehen achte ich immer darauf, dass wir nicht weiter auffallen und niemanden stören.
…oder doch nicht?
Geschlafen haben wir wirklich super. Die letzten Autos waren längst weg und der Parkplatz war herrlich ruhig..
Mitten in der Nacht wurde ich dann aber plötzlich wach, weil es im Bus auf einmal hell wurde. Ich dachte erst, dass das sicher die Scheinwerfer von irgendeinem anderen Auto sind. Dann wurde allerdings schon lautstark gegen die Scheibe unseres Busses geklopft und laut: „Police!!!“ gerufen.
Mein erster Gedanke: Hääää?!??! *$#“* äh.. Verflixt!
Bevor die Reise los ging, hatte ich bereits kurz gegoogelt und auf den ersten Blick in Erfahrung gebracht, dass das Wildcampen in Belgien verboten ist. Deswegen war ich nun auch etwas in Sorge um unsere Reisekasse als ich nachts plötzlich zwei belgische Polizeibeamte durchs Fenster gesehen habe.
Als ich die Tür geöffnet hatte, schauten mich zwei junge, aber grimmig guckende Polizisten an und leuchteten mit ihren Taschenlampen wild durchs Auto. Sohnemann war mittlerweile auch schon wach und ausnahmsweise ganz still. Während ich mich noch frage, was zur Hölle die Polizei nachts mitten im Wald macht, fingen die beiden auch schon an jede Menge Fragen zu stellen: Was wir hier machen (nur schlafen) WARUM!? (weil wir müde waren) Und ob wir tatsächlich nur zu zweit sind (natürlich!)
Gibt das eine Strafe?
Im Anschluss gab es dann nicht das befürchtete 150 € Bußgeld, sondern – jetzt im versöhnlichen Ton – eine Belehrung, dass es doch gefährlich sei auf so einem einsamen Parkplatz zu nächtigen. Hier würden sich manchmal komische Gestalten rumtreiben. Sie haben mir dann empfohlen (oder befohlen!?) auf einen anderen, 200m entfernten, Parkplatz zu fahren – der sei direkt an der Straße, außerdem schläft dort auch ein Obdachloser in seinem Auto – da ist’s viel sicherer. Gut. Ich war mir nicht ganz im Klaren wie verbindlich dieser Hinweis ist und bin der Aufforderung sicherheitshalber nachgekommen.
Tja, was soll ich sagen.. der Parkplatz an der Straße war auch ok, aber eben an der Straße mit entsprechendem Lärm der vorbeifahrenden Autos. Ich habe den Platz weiter abseits ja nicht für umsonst ausgesucht ;P Der Rest der Nacht verlief dann zum Glück ohne weitere Störungen.
Noch eine kurze Anekdote am Rande:
Zwei Tage später hatte ich eine Unterhaltung mit meinem Sohn, weil er irgendetwas angestellt hatte. Da meinte er plötzlich zu mir: „Also Mama!!! Wer hatte denn hier den riesen Ärger!? Mit der Polizei! Das warst ja wohl DU!“ Ich habe Tränen gelacht – Adieu Autorität! 😀
Die rechtliche Lage
Freistehen & Wildcampen in Belgien
So, aber wie ist denn nun die rechtliche Lage zum Freistehen in Belgien? Nach unserem Erlebnis habe ich mich mit diesem Thema etwas genauer befasst. Aber alles, was ich jetzt schreibe ist ohne Gewähr (nicht, dass mich am Ende jemand verklagt ;))
Wie weiter oben geschrieben, ist das Wildcampen in Belgien generell verboten. Gemeint ist hiermit allerdings eher das wild zelten, bzw. das sich wirklich „breit machen“ mit Wohnmobil oder ähnlichem.
Übernachten im Auto
Davon zu unterscheiten ist das Übernachten im Auto. Das ist in Belgien nämlich auf Parkplätzen für eine (!) Nacht erlaubt, sofern kein Straßenverkehr behindert wird (aber das sollte ja selbstverständlich sein!)
Das mehrmalige Übernachten im Auto außerhalb eines Campingplatzes ist übrigens mit Genehmigung der örtlichen Behörden – außer in Flandern und entlang der Küste – ebenfalls erlaubt. Welche Voraussetzungen für eine solche Genehmigung erfüllt sein müssen, kann ich aber nicht sagen. Liegt eine solche Genehmigung nicht vor, ist das mehrmalige Übernachten entsprechend verboten.
Weitere Informationen zum Freistehen in Europa
In der Online ADAC Campingwelt „Pincamp“ findet man ein PDF Dokument, das auf der zweiten Seite eine gute Übersicht zum Freien Campen in Europa für Wohnmobile bis 3,5t beinhaltet. Diese zeigt was in welchem Land erlaubt ist oder auch nicht. Leider ist häufig von „regionale Einschränkungen“ die Rede, die man manchmal leicht und manchmal nur sehr schwierig herausfinden kann.
Hier geht es direkt zum PDF vom ADAC (Stand 2019) – Informationen zum Freien Campen / Freistehen in Europa
Fazit
Letztendlich war also alles gut und wir haben nichts falsch gemacht. Die Polizei wollte wohl wirklich nur nach dem Rechten schauen. Trotzdem fand ich die Vorgehensweise aus persönlicher Sicht natürlich etwas ungünstig. Andererseits kann ich in der heutigen Zeit aber mehr als nachvollziehen, dass ein geparkter Van etwas genauer unter die Lupe genommen wird..
Campingplatz Empfehlung nahe Brüssel
Nach dem Schrecken der ersten Nacht in Belgien, haben wir für unsere zweite Übernachtung jedenfalls einen Campingplatz aufgesucht: Camping Grimbergen nördlich von Brüssel.
Trotz Ferienzeit in Deutschland und Belgien war der Platz nicht überfüllt. Außerdem ist er in weiten Teilen großzügig angelegt und die einzelnen Parzellen sind teilweise durch Hecken getrennt, so dass man es doch relativ gemütlich hat. Auch die sanitären Anlagen sind richtig super – sehr modern und sauber! Zudem befindet sich ca. 200m vom Platz entfernt eine Bushaltestelle mit regelmäßiger Verbindung nach Brüssel.
Wer also auf den Nervenkitzel des Freistehens verzichten möchte, ist hier gut aufgehoben.
Kosten: Camper = 9€ | 1 Erw. = 6€ | 1 Kind = 2€
Service: Wasser, Abwasser, Duschen, Toiletten
Strom gegen 4€ Aufpreis
Homepage: Camping Grimbergen
Wurdest du vielleicht auch schon einmal mitten in der Nacht von der Polizei geweckt oder hatte ich hier besonderes „Glück“? Lass gern einen Kommentar da 🙂
Anja
Hallo Anja,
habe das Interview bei Takly on tour gelesen zum frei Stehen. Sie hat dich ja nur nach den schönen Dingen gefragt, deshalb empfand ich das Interview als unfertig. Wie steht es mit den unangenehmen Erfahrungen? Überfälle, Belästigungen, Vertreibungen, Strafzetteln, Sicherheitsbedenken (schon mal in Südfrankreich frei gestanden?) Da fehlte es mir an Nachfragen. Was kannst Du zur Vervollständigung des Interviews beitragen?
Hallo Peer,
das hier beschriebene Erlebnis ist tatsächlich das erste „unangenehme“. Bei dem Rest muss ich dich „enttäuschen „.
In Südfrankreich stand ich noch nicht frei – sobald sich das ändert, wirst du das auf dem Blog lesen können (auf absehbare Zeit ist das allerdings nicht geplant ;))
Und ja, das unterwegs sein mit dem Bus und auch das Freistehen (sofern möglich) sind für mich rundum positiv besetzt. Andernfalls würde ich mir eine alternative Form des Reisens suchen 😉
Grüße,
Anja
PS: Für alle Interessierten gibt es das angesprochene Interview hier:
https://www.taklyontour.de/wildcamping-interview-bullitour/
Hallo Anja,
ich wünsche Dir, dass Deine Erfahrungen mit dem Freistehen auch weiterhin positiv besetzt bleiben mögen.
„Enttäuscht“ bin ich nicht, vielleicht etwas nachdenklich, denn , mit Verlaub gesagt, durch den Altersunterschied zwischen Dir und mir und den damit auch verbundenen Erfahrungen, sehe ich die Welt mittlerweile auch mit etwas anderen Augen. Bewahre Dir Deinen Optimismus. Viel Glück weiterhin bei all Deinen Unternehmungen. Bullibaer, alias Peer
In Deutschland wurde ich auf Parkplätzen öfters von der Polizei weggeschickt. Meist wenn ich zwei Nächte wo stand. Insbesondere Anwohner oder Leute die mit dem Hund Gassi gehen riefen anscheinend die Polizei, wenn sie es nicht selbst waren denen es auffiel. Mehrfach wurde mir von der Polizei gesagt ich dürfte nirhends mehr in ihrem Ort parken und darf auch nie wieder hier parken!! Was ich bezweifle das es rechtens ist. Ich habe weder vermüllt und auch die Fenster dunkel gehabt, keine laute Musik etc.
Uns wurde 2019 in Schottland der Campervan aufgebrochen, Scheibe hinten eingeschlagen und Auto durchwühlt, aber zum Glück nichts geklaut, obwohl wir auf einem videoüberwachten Hotelparkplatz gestanden haben. Also besser keine Nacht im Hotel gönnen, sondern immer im Auto bleiben, damit nichts passieren kann. Wir haben aber auch zwei Hunde, die direkt nachts anschlagen, sobald sich jemand dem Auto nähert. Also Peer, wäre das Reisen mit Hund nicht etwas für dich?
Sehr informativer und schöner Blog Anja, du machst Lust auf Fernweh 🙂
Liebe Grüße
Dana
Hey Dana,
tatsächlich habe ich auch immer eher ein mulmiges Gefühl, wenn ich den Bus irgendwo allein stehen lassen muss. (insbesondere in größeren Städten)
LG
Bei einer Übernachtung im Auto im Bois de Boulogne bei Paris wurden wir gegen 2:00 Uhr nachts von mehreren Polizisten geweckt. Nachdem wir erklärt hatten, dass wir einfach wegen Müdigkeit hier schlafen würden, warnten sie uns vor gefährlichen Typen, die sich hier rumtrieben, wünschten uns gute Nacht und fuhren weiter.