Zuletzt aktualisiert: November 2024
Auf dem Vildmarksvägen von Strömsund über Stekenjokk nach Vilhelmina
Die Route im Überblick:
Der Vildmarksvägen ist Schwedens höchste asphaltierte Straße und damit auch eine der bekanntesten Straßen des Landes. Er führt von Strömsund über die Stekenjokk Hochebene bis nach Vilhelmina. Im Winter ist ein Teil der Strecke wegen der Schneemassen gesperrt. In den Sommermonaten ist der Vildmarksvägen ein echtes Erlebnis, das du dir nicht entgehen lassen solltest.
Hier habe ich eine Route zusammengestellt, die zum großen Teil, aber nicht ausschließlich, auf dem Vildmarksvägen verläuft.
Hier die grobe Routenplanung:
- Etappe 1: Strömsund und der Wasserfall Hällingsfallet 120km
- Etappe 2: Hoch hinaus auf die Stekenjokk Hochebene – 105km
- Etappe 3: Saxnäs, Trappstegsforsen und Vilhelmina 150km
insgesamt: 375km – reine Fahrtzeit 5:45 Stunden
Etappe 1: Strömsund und der Wasserfall Hällingsåfallet – 120km
Vor einer Tour in die Wildnis stärkt man sich am besten noch einmal ordentlich! Das geht in Strömsund wunderbar im Café Tomten. Hier gibt es ganz nach Geschmack und Tageszeit eine typisch schwedische Fika mit Kaffee und Gebäck, Sandwiches oder aber auch ein ordentliches Schnitzel.
Das gemütliche Café liegt in einem Freilichtmuseum, so lässt es sich nach der Stärkung noch etwas durch ein Stück schwedische Geschichte schlendern. „Ströms Hembygsgården“ (Eintritt frei) liegt direkt am See. Hier gibt es regelmäßige Veranstaltungen sowie laufende Ausstellungen, in denen beispielsweise ein altes Klassenzimmer oder eine Manufaktur gezeigt werden. Außerdem gehört ein großer Kinderspielplatz zum Areal.
Bevor es jetzt los geht, empfiehlt es sich außerdem den Camper noch einmal voll zu tanken, denn auf der folgenden Route werden die Tankstellen eher knapp sein.
Nun, bist du aber wirklich bereit!
Auf geht’s! Vor dir liegen zunächst 120km bis zum Hällingsfallet. Angegeben ist die die reine Fahrtzeit mit 2 Stunden, aber vermutlich wirst du länger benötigen, da dich zum einen die Schönheit der vor dir liegenden Natur zu mindestens einer Pause „zwingen“ wird und zum anderen weil die Straßen dorthin teils unbefestigt sind, denn die Route verläuft für eine Weile abseits vom Vildmarksvägen Aber keine Sorge, unbefestigt heißt in diesem Fall, dass sie zwar nicht asphaltiert, aber dennoch in gutem Zustand und auch breit genug sind, so dass du keine Sorge vor Entgegenkommern haben brauchst.
Hällingsåfallet
Schon auf dem Parkplatz hört man das Rauschen des Hällingsåfallet und es sind nur ein paar wenige gut ausgeschilderte Meter zu Fuß bis man die Quelle des Rauschens auch mit den Augen wahrnehmen kann. Hier stürzt sich ein breiter Wasserfall in die Tiefe und bei Sonnenschein strahlt ein dauerhafter Regenbogen über der Schlucht. Zeit durchzuatmen und den Moment zu genießen!
Wer mehr Bewegung möchte, kann dem Wanderweg flussabwärts folgen. Vorm Start der Wanderung sollte man sich aber gegebenenfalls gegen die Mücken wappnen, die sich hier im Wald je nach Jahreszeit auf alles stürzen, was sie unter ihre Sauger bekommen. Ich empfehle lange Kleidung und eines der Mückensprays, die überall in Schweden erhältlich sind. Der Wanderweg führt schließlich wieder zu der Straße, die man zuvor hinauf gefahren ist. So lässt sich je nach Laune eine längere oder kürzere Strecke wandern.
Nach der Wanderung wartet am Parkplatz eine Feuerstelle. Um Holz braucht man sich hier keine Sorgen machen. An der Feuerstelle gibt es nicht nur Sitzgelegenheiten inkl. Tischen, sondern gut geschützt hinter eine Klappe auch einen ordentlichen Holzvorrat, der jedem, der hier eine Pause einlegen möchte, zur Verfügung steht. Was gibt es schöneres als es sich nach einem anstrengenden Tag an einem Lagerfeuer gemütlich zu machen und darauf vielleicht auch die ein oder andere Leckerei zu grillen!? Übernachten kann man – wie wir – direkt hier auf dem Parkplatz oder auf einem Rastplatz 1,5km entfernt.
Etappe 2: Das Highlight des Vildmarksvägen – Hoch hinaus auf die Stekenjokk Hochebene – 105km
Für die zweite Etappe empfiehlt es sich auch im Sommer, sich warm anzuziehen, denn die Reise führt in höhere Lagen, in denen sogar im Hochsommer vereinzelt Schnee liegen kann. Um die Straßen brauchst du dir im Sommer aber keine Gedanken machen. Falls Schnee vorhanden ist, handelt es sich lediglich um einzelne Schneefelder im Fjell.
Brakkåfallet
Spätestens kurz vor Stora Blåsjön ist es Zeit für einen Zwischenstopp, denn hier ist der Brakkåfallet. Der dazu gehörige Parkplatz ist direkt an der Straße. Von hier sind es nur wenige Meter bis zum Wasserfall. Ein Pfad führt zunächst zum Fuß des Wasserfalls und anschließend nach oben. Der Weg nach oben ist wirklich lohnenswert, auch wenn er bei nassem Wetter sehr matschig werden kann. Falls du einen heißen Tag erwischst, kannst du dich hier auch erfrischen, indem du barfuß durch die flachen Stellen läufst.
Gaustafallet
Weiter auf dem Vildmarksvägen folgt schon bald ein Hinweisschild auf den nächste Wasserfall, den Gaustafallet. Von der Straße und dem dazugehörigen Parkplatz braucht man nur ein paar Meter laufen, um zum Wasserfall zu gelangen, der besonders im Frühsommer überraschend wild ist. Astrid Lindgren Fans sollten übrigens auf jeden Fall hier anhalten, denn am Gaustafallet wurde eine Szene von „Ronja Räubertochter“ gedreht.
Stekenjokk – Schnee und Rentiere
Jetzt wird es aber Zeit einen wirklich besonderen Teil des Vildmarksvägen in Angriff zu nehmen. Sicher hast du schon bemerkt, dass die Bäume langsam kleiner und weniger werden. Die Nadelbaumgrenze ist nicht mehr weit und bald hast du Stekenjokk erreicht. Stekenjokk ist ein Hochgebirgsgebiet zwischen Stora Blåsjön und Västerbottniska Klimpfäll. Der Straßenabschnitt, der bis auf eine Höhe von 876m führt, ist übrigens nur zwischen dem 06. Juni und dem 15. Oktober geöffnet.
Wem es nicht zu kalt ist, kann seinen Camper auf einem der Parkplätze des Stekenjokk über Nacht parken. Es gibt zwei größere Parkplätze, den Stekenjokk- und den Tjåkkola-Parkplatz. In jedem Fall empfiehlt sich eine kurze oder auch längere Wanderung durch das Fjell. Hier oben ist noch einmal ein ganz anderes Schweden. Es ist kälter, rauer und Bäume gibt es keine. Für das typische schwedische Grün sind hier die grasbedeckten Hügel verantwortlich. Wenn die Sonne durch die Wolken bricht, strahlen diese mit den teils schneebedeckten Bergen im Hintergrund um die Wette.
Schnee gibt es aber nicht nur auf den entfernten Berggipfeln, sondern auch zwischendurch immer wieder in Form von Schneefeldern. Wenn du dich auf den Weg zu einem der Schneefelder machen möchtest, um auch im Sommer einmal das heimelige Schnee-Quietschen unter deinen Sohlen zu hören, solltest du deinen Weg weise wählen. „Jokk“ heißt auf Sami „Wasserlauf“ und so ist es nicht verwunderlich, dass das das Gebiet von kleineren und größeren Rinnsalen durchzogen ist. Es kann also durchaus passieren, dass du dir unfreiwillig nasse Füße holst.
Mit etwas Glück, begegnet man hier oben auch einigen Rentieren. Rentiere sind Herdentiere – sie sind also meist in größeren Gruppen unterwegs. Besonders gern ziehen sie in den Abend- und Morgenstunden umher. Solltest du also auf einem der Parkplätze des Stekenjokk übernachten, kann es gut sein, dass eine Herde an deinem Camperfenster vorbei zieht.
Etappe 3: Saxnäs, Trappstegsforsen und Vilhelmina – 150km
Nach den Erlebnissen in der Wildnis geht es wieder nach unten – ich empfehle einen Zwischenstopp im Restaurant des Klimpfjällsgården. Im Restaurant fühlt man sich wie im Wohnzimmer von Freunden. Es ist wahnsinnig gemütlich eingerichtet, so dass man hier wunderbar sitzen und die gesammelten Eindrücke verarbeiten kann. Mittags gibt es eine kleinere Karte mit ausgewählten Speisen, abends ist die Auswahl dann größer.
Nach der kleinen Pause geht es zunächst weiter Richtung Saxnäs. Solltest du dich für’s Angeln interessieren, lohnt sich ein Halt im Fischereizentrum Kultsjögården. Hier kannst du deine Angel- und Outdoorausrüstung auf den neuesten Stand bringen oder auch einen persönlichen Angelguide für 1 Stunde oder auch einen kompletten Tag buchen – ideal wenn du dieses Hobby gerade erst für dich entdeckt hast. Am Kultsjösgården ist außerdem ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in die Berge, da man sich hier inmitten mehrerer leicht zugänglicher Wandergebiete befindet.
Trappstegsforsen
Nach dem Zwischenstopp in Saxnäs geht es weiter nach Marsfjäll zum Trappstegsforsen. Wenn man den Namen übersetzt, kann man schon ahnen, was einen hier erwartet: „Treppenstufen-Stromschnellen“ Beim Trappstegforsen handelt es sich also nicht einfach um einen Wasserfall, nein hier rauscht das Wasser in vielen Stufen nach unten. Direkt am Wasserfall gibt es einen Parkplatz mit Toiletten und einem Imbiss. Falls du schon wieder einen kleinen Hunger verspürst, kannst du dir hier saftige Burger und Pommes mit Blick auf das Naturschauspiel schmecken lassen.
Dimforsen
Langsam geht es in den Endspurt. Vilhelmina – und damit das Ende der Route auf dem Vildmarksvägen – ist nicht mehr weit. Wer hier noch nicht genug von Wasserfällen und Stromschnellen hat, kann nach ca. 20km am Dimforsen erneut halten. Ein Parkplatz ist an der Straße ausgeschildert, von hier aus läuft man ein wenig nach unten und kann dann eine kleine Pause an den wilden Stromschnellen genießen.
Die Strecke führt weiter über Rönnäs. Auf der linken Seite kann man jetzt immer wieder einen Blick auf den Malgomaj, einen über 100km langen See, werfen. Kurz vor Laxbäcken hältst du dich links. Die Straße verläuft hier flach über den Malgomaj weiter nach Vilhelmina. Im Ort gibt es einen Campingplatz (Saiva Camping – für Campingfahrzeuge ab 250SEK / 25€ pro Nacht), der direkt am Wasser liegt und sich hervorragend als Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen anbietet. Auf dem Campingplatz selbst kannst du dich entspannen, an der Badestelle ins kühle Nass hüpfen oder auch an einer geführten Tour, wie einer Kanutour oder Elch-Safari, teilnehmen.
Karte Vildmarksvägen und weiterführende Informationen
Auf der Karte siehst du den Vildmarksvägen auf einen Blick. Unter stromsund.se/vildmarksvagen findest du weitere spannende Informationen für deine Fahrt über den „Wildnisweg“.
Wohin nach dem Vildmarksvägen?
Wir sind im Anschluss weiter Richtung Norden gefahren. Alternativ kannst du dich von hier aus (wieder) auf den Weg Richtung Küste machen.
Allzeit gute Fahrt!
Anja
PS: Im nächsten Blogbeitrag nehme ich dich noch zu einem anderen Ort in der schwedischen Wildnis mit, an dem du mit hoher Wahrscheinlichkeit Rentiere sehen wirst.
Danke für Deinen informativen Reisebericht.Ich plane für Sept.23
Uuuuuh, dann drücke ich schonmal die Daumen für gutes Wetter und viele Rentiere!
Herzlichen Dank für deinen Bericht, den habe ich bei den Vorbereitungen für die Reise gefunden, welche Ende August für uns los geht. Wir waren schon einige Male in Schweden. Flatruet und Idrefjell empfehle ich auf jeden Fall, Rentier Garantie 😍
Weiterhin schöne Reisen für euch
Hallo Sabine,
lieben Dank für deine Extra-Tripps!
Ich wünsche euch ganz viel Spaß bei eurer Reise!
LG Anja
Hei Anja,
klasse geschrieben. Schweden ist auch nicht eines meiner Zielpunkte. Letztes Jahr bin ich leider viel zu schnell durchgefahren, als wir von Norwegen und Finnland zurück sind. Aber alles ist noch möglich.
Es gibt keine Grenzen, nur Möglichkeiten. 😉
LG
Markus